Gemeinsames Sorgerecht für Unternehmer bei Trennung – Wie bleibt die Balance zwischen Beruf und Elternverantwortung gewahrt?

Für Unternehmer stellt die Ausübung des gemeinsamen Sorgerechts (§ 1626 BGB) nach einer Trennung oder Scheidung oft eine besondere Herausforderung dar. Trotz beruflicher Verpflichtungen ist es gesetzlich vorgesehen, dass beide Elternteile weiterhin die Verantwortung für ihr Kind teilen. Dabei stehen nicht nur rechtliche Anforderungen, sondern vor allem praktische Lösungen im Mittelpunkt.

Doch wie lässt sich der unternehmerische Alltag mit dem gemeinsamen Sorgerecht in Einklang bringen?

  1. Klare Priorisierung und Zeitmanagement

Unternehmer können ihre Flexibilität oft besser gestalten, als es auf den ersten Blick scheint. Durch gezielte Zeitfenster für den Umgang – etwa durch feste freie Nachmittage, Wochenendregelungen oder längere Ferienaufenthalte – lässt sich ein verlässlicher Betreuungsrhythmus schaffen. Gerichte erkennen individuelle, flexible Lösungen an, solange sie dem Kindeswohl dienen (§ 1697a BGB).

  1. Betriebsinterne Delegation

Eine Möglichkeit, Freiräume zu schaffen, besteht in der Delegation beruflicher Aufgaben an Mitarbeiter. Gerade bei Unternehmern mit größeren Teams oder klar definierten Verantwortungsbereichen ist dies eine umsetzbare Option. Selbstständige mit kleineren Betrieben können durch externe Dienstleister oder flexible Arbeitsmodelle Entlastung schaffen.

  1. Individuelle Umgangsregelungen vereinbaren

Das Familienrecht bietet viel Raum für maßgeschneiderte Regelungen. Anstelle von starren Modellen sind flexible Umgangszeiten, die sich an der beruflichen Situation orientieren, ausdrücklich erlaubt. Gerichte sind zunehmend bereit, auf die besonderen Umstände von Unternehmern einzugehen, wenn beide Elternteile eine tragfähige Lösung erarbeiten. Mediatoren können bei der Erstellung solcher individuellen Absprachen helfen.

  1. Unterstützung im Alltag organisieren

Haushaltshilfen, Babysitter oder ein Netzwerk aus Familie und Freunden können dabei helfen, regelmäßige Betreuungszeiten sicherzustellen. Auch der Aufbau eines stabilen sozialen Umfelds für das Kind – z. B. durch regelmäßige Betreuung in der Schule oder im Verein – entlastet beide Elternteile.

  1. Frühzeitig beraten lassen

Unternehmer sollten sich frühzeitig beraten lassen, um rechtssichere und praktikable Umgangsregelungen zu entwickeln. Mit der richtigen Organisation ist es möglich, sowohl den Anforderungen des eigenen Unternehmens als auch der elterlichen Verantwortung gerecht zu werden.